„ich habe nicht getäuscht“ = „nicht ich habe getäuscht“?

27. Feb 2011 / Guttenbergs Beteuerungen und Versicherungen sind ja rätselhaft. Das nächstliegende psychologische Modell ist das des kleinen Frechdachs, der schwört, er habe sein Butterbrot nicht in die Mülltonne geschmissen, und dabei mit der linken Hand in der Tasche „Blitzableiter“ spielt. Kann es sein, dass er glaubt, den deutschen Satz „Ich habe nicht getäuscht“ statt des ja schließlich fast identischen Satzes „Nicht ich habe getäuscht“ verwenden zu können? Dass er also doch einen „Berater“ (um nicht zu sagen Ghostwriter) angeheuert hatte?

Aber auch das ist doch eine Sackgasse! Entweder er hat all die Kopien selbständig, aber unbewusst, angefertigt – dann braucht er eine Therapie gegen Amnesie und kann damit nicht Minister bleiben. Oder jemand anderer „hat getäuscht“ – dann aber er selber ebenfalls in seiner unterschriebenen Versicherung, die Arbeit selbständig angefertigt zu haben.

Das könnte seinen dritten Versuch erklären: „Es ist nicht getäuscht worden.“ Das könnte ein Postmoderne-Genie eventuell triftig begründen: Es gibt keinen wahren Ursprung einer Idee (Derrida) – alle Ideen im Rahmen eines diskursiven Sagbarkeitsfeldes sind repetitiv (Foucault) – es gibt also keine Original-Subjekte usw. Aber das könnte Guttenberg zwar ko-, aber nicht kapieren – und wenn er es könnte, wäre es ja der blanke Horror für ihn.

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