Vorweg ein Beispiel: In der »Corona-Krise« wurden wir täglich sowohl mit dem Begriff »Normalität« (ob »alt« oder »neu«) wie auch mit statistischen Kurven bombardiert. Wie beides zusammenhängt, wurde nirgends erklärt – außer in Heft 79 der seit 1982 in Essen erscheinenden »kultuRRevolution. zeitschrift für angewandte diskurstheorie« (abgekürzt kRR). In dieser Zeitschrift ist das Konzept »Normalismus« entwickelt worden, das dann den besten Schlüssel zur »Corona-Krise« liefern konnte.
»Normalismus« (welche verschiedenen Sorten von Normalität es gibt und wie sie produziert werden) ist eins von vier »Dauerbrenner-Themen« der Zeitschrift: neben »Interdiskurs«, »Kollektivsymbolik« und »Simulation«. Wie »Normalität« schwirrt auch der »Diskurs« als bloße Sprechblase durch die Medien – in der kRR wird er im Anschluss an Michel Foucault als belastbares Konzept praktiziert und als »Interdiskurs« weiterentwickelt. Wenn sich dann »Interdiskurs« als struktureller Kern von »Kultur« herausstellt, gewinnt eine weitere Sprechblase Konturen.
Bekanntlich hat Foucault seine Art von Diskursanalyse mit einem griffigen Bild (= »Kollektivsymbol«!) als »Werkzeugkasten« definiert, aus dem sich andere Bastler bedienen sollten. Die kRR hat dieses Angebot nicht bloß angenommen, sondern versteht sich selbst als ein solcher Werkzeugkasten für weitere Bastlerinnen. Dabei verbindet sie analytisch-theoretische Solidität (auch akademische Anerkennung) mit aktualhistorischem (einschließlich politischem) Engagement. Zudem bietet sie attraktive »Materialien zur angewandten Diskurstheorie« für Schul-, Uni-, Gewerkschafts- und Medienleute.