„stabilisierung“ statt „normalisierung“: jetzt wissen wir, was das bedeutet

25. Mrz 2011 / Der Zustand der in Fukushima schwer strahlenverletzten Arbeiter habe sich „stabilisiert“ (im übrigen seien sie selbst schuld gewesen, wie Tepco verlautbart). Auch der Zustand der Reaktoren von Fukushima sei „stabil“. Bekanntlich waren auch die arabischen Regime sehr „stabil“. Syrien war sogar „stabiler“ als die meisten anderen – außer Saudi-Arabien, das bei weitem „am stabilsten“ ist.

Was bedeutet es, dass sich die Lage nach Deep Water Horizon aber „normalisiert“ hat? Was ist der Unterschied zwischen „Normalisierung“ und „Stabilisierung“? Jetzt wissen wir es: Wenn eine Situation absolut nicht „normal“ ist und eventuell auch gar nicht mehr „normalisiert“ werden kann, dann kann sie immer noch für „stabil“ erklärt werden.

Etwas Normalismustheorie: Normalität beruht, soweit der Begriff einen Sinn hat, auf spontaner Reproduktionsfähigkeit unter statistisch gestützter Kontrolle. Statistische Kontrolle greift aber nur, wenn die Verdatung funktioniert, wenn es also Daten gibt. In Fukushima gibt es seit  nunmehr 2 Wochen keine Daten über das Wesentliche, d.h. über das „Herz“ des Reaktors. Insofern zeigt Fukushima exemplarisch die totale Denormalisierung, und der Begriff „Stabilisierung“ ist deren Symptom.

Was tut nun aber die Bundeswehr in Afghanistan? Sie „stabilisiert“. Und das ist nicht nur das gleiche Wort, sondern eine sehr analoge Situation: Das Regime in Afghanistan kann sich nicht spontan unter statistischer Kontrolle reproduzieren. Niemand weiß, was „die Afghanen“ am liebsten möchten. Das Land gehört zur untersten (5.) Normalitätsklasse – es ist völlig denormalisiert. In dieser Situation von außen einen Eskalationskrieg zu führen wie die Bundeswehr, ist also Symptom einer analogen Verzweiflung wie der von Tepco. Und tatsächlich ist die Anti-Guerilla-Eskalations-Strategie der Bundeswehr im striktesten Sinne ebenfalls eine GAUrisiko-Technologie.

Der gleiche Begriff „Stabilisierung“ bringt es an den Tag.

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