appell „für eine faire berichterstattung über demokratische entscheidungen in griechenland“ ist zum weiteren unterzeichnen im netz

12. Jan 2015 / Nach einer Unterbrechung wegen des Appells Hellas wird das allgemeine Blog wieder fortgesetzt – doch so, dass der Appell weiter an erster Stelle platziert bleibt und die neuen Posts direkt darunter. Die Kategorie „krisenlabor.gr“ wird punktuell mit der Informationskategorie des Appells (appell-hellas.de) kombiniert. Zum Appell sammeln wir weiter Signaturen (momentan mehr als 1500 aus allen deutschgriechischen und philhellenischen Lebenswelten, Liste siehe auf der Site des Appells – wir konkretisieren ihn jeweils aktuell. Momentan protestieren wir besonders gegen die Politik der „verbotenen Wörter“ (die die griechische Regierung in den Verhandlungen mit der Post-Troika „nicht mehr in den Mund nehmen darf“): Schuldenerlass (ohne den es auf die Dauer einfach nicht geht, wenigstens Aufschub), Brüningpolitik Berlins in Griechenland (die gescheitert ist und deren Fortsetzung nur weitere Katastrophen auslösen wird wie damals Brüning), gemeinsame europäische Krise (gegen die Isolierung Griechenlands), Verscherbeln des schönen Landes (konkret Verscherbeln der 14 profitabelsten Flughäfen an Fraport, darunter Thessaloniki, Korfu, Santorini, Chania auf Kreta, Rhodos, Samos, Kos usw.).

AKTUELLES UPDATE NACH DEM WAHLSIEG VON SYRIZA: DER APPELL GEHT WEITER, WIRD ERST JETZT RICHTIG VIRULENT! WEITER UNTERZEICHNEN!

Unser Appell war absichtlich so formuliert, dass alle seine 10 Punkte auch nach der Wahl von 25. Januar ihre Relevanz bewahren, ja gerade jetzt noch viel relevanter werden. Wir werden den Appel ab jetzt an exemplarische Medien und politische Instanzen (wie das Schäuble-Ministerium) adressieren. Die drei politischen Forderungen des Appells (großer Schuldenerlass, Verhandlungen auf Regierungsebene, nicht mit der Troika, keine Isolierung der neuen Regierung) wie auch die medialen (faire Berichterstattung, keine diffamierende Ausflaggung wie „europafeindlich“ usw.) sind jetzt wichtiger als je. Noch ein Wort zu Punkt 10 und der Pointe, dass ein großer Schuldenerlass für GR, verglichen mit den erlassenen deutschen Entschädigungen für die völlige Zerstörung eines ganzen Kontinents (Europas von Kap Finisterre bis zum Kaukasus: nur die britischen Inseln, Schweden und die iberische Halbinsel wurden nicht gänzlich zerstört) – „Peanuts“ wäre: Das ist sogar noch untertrieben. Man lese den Eintrag „Peanuts“ in Wikipedia. Der damalige Chef der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, benutzte diesen Ausdruck, um die Summe von 50 Millionen DM mit der Summe von 5 Milliarden zu vergleichen. Also !!??  Ist „Peanuts“ also nicht ein typischer Begriff der „Sprache der Märkte“??!!

Denkt man an CHARLIE und vieles andere in der Nacht, dann ist man um den Schlaf gebracht. Außer an Heine muss man auch an Brecht denken: „Wahrlich wir leben in finsteren Zeiten“. Aber einen Lichtblick scheint es zu geben: in Griechenland. Dazu würde ja Hölderlin passen: „Wo aber Gefahr ist, wächst/ Das Rettende auch“. Wie nicht anders zu erwarten: Solch ein Lichtlein passt dem „Mainstream“ der hiesigen „mediopolitischen Klasse“ gar nicht in den Kram; also fällt sie drüber her und sucht das Licht möglichst schnell zu löschen. Das war zu erwarten, stellt unter dem Label „Demokratie“ dennoch ein starkes Stück dar. Deshalb der Appell „Für eine faire Berichterstattung über demokratische Entscheidungen in Griechenland“. Er wurde mit griechischen und deutschen Freundinnen diskutiert und in einigen Punkten verändert, sollte aber den Duktus eines Klartexts bewahren, der sich bemüht, auf der Höhe auch der kulturellen Dimension des deutsch-griechischen Verhältnisses zu argumentieren. Wie man sieht, mögen viele eine solche Karl Kraus verpflichtete Sprache sehr – aber natürlich nicht alle. „Mainstream-Medien“? Das ist „polemisch“, und diese Medien waren doch schon immer alle CHARLIE, wie man jetzt hört. „Mediopolitische Klasse“? „Martialisch“ (obwohl doch „politische Klasse“ normal ist, und sind nicht mediale und politische Klasse im Mainstream seit geraumer Zeit wechselseitig integriert?) Am schlimmsten: „wie in einem Land unter Sprachregelung“ – nein, also so ein „Vergleich“ – obwohl der Kern der Mainstreammedien a) die politischen Kontrahenten in Griechenland monoton mit Einordnungsvokabeln ausflaggt (als ob das Publikum aus lauter Dummdeubeln bestände) – und b) mit krass irreführenden Vokabeln dazu: „europafeindlich“ und „europakritisch“, obwohl es um die Troika geht: Ist die Troika gleich „Europa“?  Ist das also nicht „wie“…?

Diese Art Knatschigkeit lässt sich auf einen einfachen Nenner bringen: Man findet „Duktus“ und „Ton“ nicht normal! Genau darum geht es: Syriza sagt, die Troikamächte hätten Griechenland als Versuchskaninchen ausgewählt, um zu  erproben, bis zu welchem Punkt man eine Bevölkerung verelenden kann, bevor sie aufmuckt. Aber das Versuchstier habe den Test umgedreht und führe nun ein Gegenexperiment mit den Laborleitern durch: Bei welchem Grad von zutreffender Kritik ihnen die demokratische Maske abfällt. Dieses Experiment läuft, und dabei macht der Appell ein klein wenig mit.

Siehe auch den Bericht über den Appell in Telepolis.

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