die „elite-bonds“, die normalitätsklassen und der „zerrissene“ deutsche v-träger

28. Nov 2011 / Jetzt sollen gemeinsame „Elite-Bonds“ der „wettbewerbsstärksten“ Euroländer (Deutschland, Frankreich, Niederlande, Österreich, Finnland, Luxemburg) aus dem Hut gezaubert werden. Das wird dementiert – aber was ist in der Großen Krise nicht schon alles dementiert worden?

Die „Elite-Bonds“ (oder „Triple-A-Bonds“) sind gegen Barrosos Euro-Bonds gerichtet. Sie stellen nichts anderes dar als die offizielle Spaltung der Eurozone in zwei (oder drei) Normalitätsklassen: Erste Klasse gleich „Elite“ – Italien gleich 2. Klasse, Griechenland gleich 3. (Ramsch-)Klasse.

Normalitätsklassen sind Länder bzw. Zonen mit verschiedenen Standards an Normalität (von der 1. Klasse aus gesehen). Insgesamt gibt es 5 Klassen (erläutert im Rahmen der Normalismustheorie). Mediopolitisch wird das mit Fußballligen verglichen: Deutschland spielt in der 1. Liga, Italien steigt ab in die 2. Liga, Griechenland schon in die 3. Das hat erhebliche Konsequenzen: Zur 3. Liga gehören z.B. kaum noch soziale Netze (im Sinne von Sicherungssystemen). Dort wird auch die Demokratie auf Ramsch runtergestuft, also eine „sanfte“ Notstandsdiktatur von EU-Bürokraten errichtet. All das heißt für die 3. Klasse: Schluss mit „über die Verhältnisse leben“. Diese „Verhältnisse“ sind eben ein anderer Begriff für die Normalitätsklassen. Und der Kern davon wiederum ist die berühmte „Wettbewerbsfähigkeit“, also Kapitalstärke.

Man darf nicht um den Brei reden: Obwohl auch die sozialen Netze der deutschen Arbeiter und Angestellten schon zusammengekürzt wurden und weiter zusammengekürzt werden, kann die 1. Liga ihren „Mitarbeitern“, solange die Konjunktur noch läuft, dennoch ein bisschen mehr zahlen als in den unteren Klassen, wo „“Radikalreformen“ laufen, die Arbeitslosighkeit steigt und die Leute massenhaft aus ihren Wohnungen auf die Straße zwangsgeräumt werden (z.B. in Spanien). Trotzdem und gerade deshalb muss die Perspektive Solidarität mit den zwangsabgestiegenen Lohnabhängigen (nicht Banken!) heißen.

Noch ist nicht endgültig entschieden, ob es „Elite-Bonds“ und demnach eine offene „Abstiegs“-Erklärung gibt. Noch ist der deutsche V-Träger (Verantwortungs-Träger) innerlich „zerrissen“. Aus dem Roman „Bangemachen gilt nicht auf der Suche nach der Roten Ruhr-Armee“ ist bekannt, dass er zuweilen unter fürchterlichen Entscheidungsneurosen leidet und am liebsten manchmal die ganze Verantwortung hinschmeißen möchte – aber das geht nicht, weil er ja die „Führungsverantwortung“ (Schäuble) hat. Also muss er entscheiden: Gar keine Eurobonds oder Barroso-Ramsch-Eurobonds oder Elite-Eurobonds. Die Frage ist, mit welcher dieser drei „Optionen“ er seine Hegemonie am besten verteidigen und ausbauen kann. Es ist wirklich ein Wahnsinnsproblem – denn dabei zählen nicht nur die Profite und Profitraten, sondern natürlich auch die Frage, bei welcher Option die „antideutschen Stimmungen“ am kleinsten zu halten sind. Denn diese „antideutschen Stimmungen“ verbreiten sich irrationalerweise überall in Europa, sogar in Frankreich. „Führungsverantwortung“ ist knochenhart!

So wie das Dementi momentan lautet, ist es zudem eine Entscheidung für Frankreich (kommt ins Elite-Boot der 1. Klasse) und gegen Italien! Denn käme diese Option, dann würde Italien sozusagen offiziell aus dem Boot der 1. Normalitätsklasse rausgekippt – was die Märkte als erste kapiert bzw. selber entschieden haben. Ja der deutsche V-Träger hat es wahrhaftig nicht leicht. (Aber wo sitzt er eigentlich? Das hat sich auch die Fatz schon vergeblich gefragt: siehe vorigen Post. Wo er sitzt, das steht in der „Vorerinnerung“.)

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