05 Dez (krisenlabor/.gr) samaras: „wieder ein normales land“ – barroso: „griechenland ist auf den letzten metern des marathons“
5. Dez 2013 / Wenn man diese Schlagzeilen liest, fragt man sich, auf welche Welt und auf welches Griechenland sie sich beziehen. Ich übersetze im folgenden Teile eines Kommentars zu Samaras in der Zeitung von Syriza (I Avgí) vom 4.12.2013. Darin wird die „Normalität“ von Samaras zu Recht ironisiert. Aber wenn Barroso als Mundstück „der Märkte“ den „Marathon“ tatsächlich beendet sieht, muss er ja irgendein Stück Realität im Auge haben. Erklärlich werden solche Äußerungen, wenn sie im Rahmen der in diesem Blog benutzten Normalismustheorie und besonders der Theorie der „Normalitätsklassen“ gelesen werden: „Normalisierung“ Griechenlands heißt für die internationalen „Märkte“ in dieser Perspektive ja nur: Der griechische Staat zahlt wieder „normal“ Zinsen und Tilgungen für seine Schulden an die internationalen Banken und verlängert seine Schulden „normal“ bzw. nimmt „normal“ neue Kredite auf „den Märkten“ auf. Obwohl auch das sehr unwahrscheinlich ist, posaunen Samaras, Barroso & Co. ein solches „Ende des Marathons“ reklamemäßig aus, um die „psychologischen“ Bedingungen dafür zu verstärken. Das Entscheidende dabei ist: Die Denormalisierung der Bevölkerung ist „kein Thema“ dabei: „Normalität“ mit fast 30% Arbeitslosigkeit, 60% Jugendarbeitslosigkeit, 30% aus den sozialen Netzen Gefallener usw. Unter welcher Bedingung kann so etwas „normal“ sein? Allerdings unter einer Bedingung: der einer 3. Normalitätsklasse (statt der vorherigen 2.). Das ist in diesem Blog mehrfach erläutert worden.
Es kann genau nachgelesen werden in J.L., „Normale Krisen? Normalismus und die Krise der Gegenwart. (Mit einem Blick auf Thilo Sarrazin)“, Konstanz University Press, 19,90 €.
Mögliches Geschenk! (ebenso wie: J.L., „Bangemachen gilt nicht auf der Suche nach der Roten Ruhr-Armee. Eine Vorerinnerung“, assoverlag Oberhausen, 29.90 €. – Darin wird poetisch und satirisch erzählt, wie es von 1968 zur heutigen Krise kam.)
Nun aber der Kommentar der „Avgí“:
„Normales Land?
Schon an Hybris grenzt der Triumphalismus von Samaras, dass „Griechenland ein normaler Staat wird“, weil es dieses Jahr einen „selbst erwirtschafteten Haushaltsüberschuss“ erzielt habe. Natürlich war es ihm nicht der Mühe wert zu erklären, wie das Land „normal“ werden kann, wenn für einen jährlichen „selbst erwirtschafteten Überschuss“ von 4,3% des BIP ein jährliches Wachstum von 4,5% erfordert wird. Dabei gehen selbst die für die Regierung optimistischsten Prognosen von plus minus Null aus.