„stresstest“ – mega-diskurs-blase zur normalisierung der krise

24. Jul 2010 / „Stresstest für Banken“ – das gehört zur medizinischen Kollektivsymbolik: Infarktgefährdete Patienten müssen eine „Stress-Echo-Kardiografie“ machen und dabei auf dem Stress-Fahrrad prüfen, wie hoch der Blutdruck bei einer jeweiligen „Belastung“ steigt. Dafür gibt es ein normales Spektrum und Grenzwerte, wo es anormal wird und also ein bedenkliches Infarktrisiko beginnt.

Es ist klar, dass es sich bei dem Banken-Stresstest um ein bloßes Kollektivsymbol, um eine Diskurs-Blase handelt. Wie es heißt, wird simuliert, wie tief die Eigenkapitaldecke einer Bank bei Annahme eines bestimmten Konjunkturrückgangs sinkt. Der „Belastung“ entspricht also der Konjunktureinbruch, und die Eigenkapitaldecke soll dem Blutdruck entsprechen. Der Witz ist bloß, dass:

Erstens der wichtigste Indikator die Höhe der Aktienkurse wäre, weil die Banken den größten Teil ihrer Profite einfach durch Aktienkauf („Anlage“) und Wertsteigerung der gekauften Aktien („Assets“) machen. Der Konjunkturverlauf ist damit nur äußerst schwach korreliert.

Zweitens der entscheidende Wert für die „Gesundheit“ einer Bank eben die Profite und die Profitrate sind (Fehlanzeige in der Simulation).

Drittens alle wirklich wichtigen Daten für Aktienkurse, Profite und Profitrate den „Simulatoren“ natürlich verborgen sind. Denn unsere „soziale Marktwirtschaft“ beruht nun mal auf Konkurrenz autonomer Einheiten. „Transparenz“ wäre zwar für den Normalismus gut, ist aber Gift für den Kapitalismus. Transparenz hieße ja, dass alle Konkurrenten alle ‚heißen‘ Daten aller Konkurrenten kennen würden, und das wäre ja das Ende der Konkurrenz, wäre „Sozialismus“!

Warum also der „Stresstest“? Es wird gar nicht verheimlicht: Um das „Vertrauen“ in die Gesamtheit der Banken so sehr zu erhöhen, dass die Aktienkurse das Niveau von 2007 wieder erreichen, als der Dow bei 14000 stand, während er jetzt um 10000 dümpelt. Sollte dieses Dümpeln anhalten, so würden die Bankenprofite erneut in den Keller gehen, weil sie eben dominant aus steigenden Aktienkursen kommen. Die Kurse müssen also irgendwie wieder zum „Klettern“ gebracht werden – es muss wieder „All Times Highs“ geben, koste es was es wolle.

Deshalb erleben wir augenblicklich eine PR-Großaktion auf allen Kanälen, deren „Evangelium“ („Good News“) lautet: Die Krise ist abgehakt hurrah! Die Krise ist abgehakt hurrah! usw. Und dazu war der Stresstest ein toller PR-Gag! Jetzt müssten die Aktien also endlich eine Super-Rally „aufs Parkett legen“. Und zwar eine „nachhaltige“, die auch den immer riskanten Herbst überlebt.  Schaun wir mal.