afghanistan: achtung etikettenschwindel mit „exit“!

23. Jan 2010 / Im Appell „Heraus aus der Sackgasse in Afghanistan“, der am 28. Januar (zur Londoner Konferenz) im „Freitag“ erscheinen wird, ist von „Diskursblasen“ die Rede, die geplatzt seien. Einzelne stießen sich an diesem Wort. Wie treffend dieses Wort aber ist, erleben wir jetzt im Vorfeld von London: Denn nun werden in Berlin täglich neue Diskursblasen aufgepumpt: „Kurswechsel“, „Strategiewechsel“, „Ausbildung“ und vor allem: „Exit-Strategie“. Die SPD will jetzt den „Exit“ (Abzug) binnen 5 (fünf!) Jahren, und die Regierung hält jedes Datum für „kontraproduktiv“.

Was steckt in der Diskursblase „Exit“? Ein Gegensatz wie „hölzernes Eisen“: Während dem Volk, das nach Umfragen zu über 70 Prozent den sofortigen Abzug fordert, ein „baldestmöglicher“ Abzug versprochen wird, verstehen die Generäle, und allen voran der oberste (McChrystal), darunter eine auf Endsieg angelegte Serie von Großoffensiven nach dem Prinzip „Clear and Hold“ (Säuberung von „Aufständischen“ und Besetzung der verlorenen Gebiete). Sie verstehen darunter also eine Eskalation des Krieges. Mephisto sagte bei Fausts Tod bekanntlich: „Man spricht, wie man mir Nachricht gab,/ Von keinem Graben, doch vom Grab“ – hier müsste es heißen: „von keinem Exit, doch vom Exitus“.

Dazu passt die Diskursblase „Ausbildung“ (der afghanischen Truppen). Das klingt geradezu nach Azubis – gemeint ist aber vor allem ein On-the-Job-Training bei gemeinsamen Kampfeinsätzen von NATO und Karsai-Armee. Das praktizieren die USA, wie es heißt, bereits erfolgreich – und genau das soll die Bundeswehr jetzt auch praktizieren. Unter der Überschrift „Koalitionspolitiker für Kurswechsel in Afghanistan“ gibt es einen langen Artikel auf Spiegel online, in dem viele Diskursblasen aufgepumpt werden, bevor der letzte Satz sie zum Platzen bringt: „Diese bilden die Rekruten dann in der Praxis aus. Auch im Kampfeinsatz.“

Deshalb ist jetzt Klartext gefordert, wie er in unserem Appell steht: Die Alternative, auf die es ankommt, heißt: Eskalation oder Deeskalation. Und nur das Signal „umgehender Abzug“ der Bundeswehr kann die Wende zur Deeskalation bringen und alle Beteiligten unter Zugzwang in Richtung Frieden setzen.

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