die pro-westblock-pogromnacht vom 2. mai 2014 in odessa: wegmanipuliert von den d-medien. die brandstifter und ihre keineswegs biederen biedermänner.

9. Mai 2014 / Wer dieses Blog liest, weiß, dass es (wie auch die Zeitschrift kulturrevolution, siehe zeitschrift-kulturrevolution.de) der Regel folgt: nichts doublen. Also: zu allgemein bekannten und kommentierten Ereignissen nicht partout den eigenen Senf dazugeben, wenn es nichts ansonsten fehlendes Wichtiges zu sagen gibt. Die Pogromnacht vom 2. Mai in Odessa bildet eine Ausnahme: In den Deutschen Mainstream-Medien (DMM) gab es sie gar nicht – dort gab es nur „prorussische Provokateure“, die eine ukrainische Demo angriffen, wobei „es im Verlauf einer Zuspitzung“… „zu einem Brand kam, bei dem Opfer zu beklagen waren“ – „ES ZU EINEM BRAND KAM“ – um Heidegger zu parodieren: Was ist aber nun jenes ES, das den Brand gab?

Bei Max Frisch schleppen die Brandstifter Benzinkanister in Biedermanns Haus, und er schaut untätig zu, weil er sich aus unpolitischer Dummheit und Naivität einfach nicht vorstellen kann, dass er es mit echten Brandstiftern zu tun haben könnte. Mit solchen Biedermännern haben wir es bei unseren DMM-Leuten allerdings ganz sicher nicht zu tun. Mindestens die mit dem „Thema Ukraine“ „befassten“ Medienmänner (und Medienfrauen!!) haben im Internet die Videos gesehen: Die „prowestlichen Demonstranten“, die ein großes Gebäude mit Molotovcocktails in Brand setzen, die aus den Fenstern schlagenden Flammen, dunkle Figuren, die aus den Fenstern springen, „prowestliche Demonstranten“, die auf die am Boden liegenden schwer Verletzten einschlagen, um ihnen den Rest zu geben. Wer die Videos gesehen hat, konnte gar nicht nicht an die Twin Towers oder an die Fabrik in Bangladesh denken. Die „mit dem Thema befassten“ DMM-Männer (und Frauen!!) konnten ferner auch gar nicht nicht wissen, dass dieses „ES-zu-einem-Brand-kam“ sich im Pogrom-Land abspielte, in einer Stadt, in der 1941 nach dem „Einmarsch“ der deutschen Wehrmacht die Juden gejagt und dann tot in Massengräber geworfen wurden. Von „ukrainischen Freiwilligen“, deren Antijudaismus seit der „Unierung“ der westukrainischen Orthodoxen mit Rom im großpolnischen Rahmen sich unter der Zarenherrschaft mit fanatischem Antirussismus verband. Und diese Westukraine, in der Pogrome an der Tagesordnung waren, war eben auch das Jiddischland der Schtetels – es wurde unter deutscher Besatzung mit Hilfe dieser Art ukrainischer Freiwilliger ausgelöscht.

Noch einmal: Mindestens die „mit dem Thema befassten“ DMM-Leute können all das gar nicht nicht wissen. Zudem sind es die gleichen DMM-Leute, die Jahr für Jahr „politisch korrekt“ der „Reichsprogromnacht gedenken“ (gedenken!), wo „ES“ wegen der terroristischen Provokation des Juden Grynszpan nächtlich „zu Bränden kam, bei denen Opfer zu beklagen waren“. Mindestens diese „mit dem Thema befassten“ Medienleute also haben entweder selber oder nach „Vorgaben“ entschieden, sich keine Fragen über die Identität der Brandstifter zu stellen – den Begriff Pogrom zu vermeiden – zwar Putin mit Hitler zu vergleichen, aber nicht Pogrom mit Pogrom – und ansonsten die ganze Sache schnellstens zu vergessen.

Wie kann das funktionieren? Damals gab Goebbels ihren Vorgängern jeden Morgen „die Sprachregelung“. Heute gibt es keinen Goebbels, aber offenbar doch eine Sprachregelung: Sind es die Agenturen? Aber wer gibt den Agenturen die Sprachregelung? Wer hat die „prorussischen Separatisten“ erfunden? (Obwohl es doch 1999 im Vorfeld der Bombardierung Serbiens keine „proalbanischen Separatisten“ im Kosovo gab?) Wer hat die „selbsternannten prorussischen Bürgermeister“ erfunden (obwohl doch nicht einmal die G 7 als „selbsternannt“ bezeichnet werden?) Wer gab die „Vorgabe“, dass „Faschisten“ immer in Gänsefüßchen zu setzen sind und als „Propaganda Putins“ verspottet werden müssen? (Obwohl die Hitlergrüße der Swobodaleute und des „Rechten Sektors“ im Internet stehen – auch die des Post-Swoboda-Mannes Jazenjuk – und obwohl der Chef des Rechten Sektors sich im Spiegel-Interview offen als Antisemit brüstete, als er sagte, jeder könne von ihm aus Russisch reden, und von ihm aus sogar auch Hebräisch.)

Offenbar haben wir es wirklich mit einer „spontanen“ Sprachregelung zu tun, die wie das „Shoppen“ unter „Angeboten“ in einem „Markt“ funktioniert: Jeder DMM-Mann (und jede DMM-Frau!!) „riecht“ die „politisch korrekten“ Begriffe“ so wie den guten Camembert, und kauft sie dann sofort. Und „riecht“ auch die falschen Begriffe und verbietet sie sich. Und weil alle DMM-Leute den „gleichen Geschmack“ haben, brauchen wir keinen Goebbels mehr. Denn wir haben ja „das beste Deutschland, das es je gab“ (Gauck). Und dann singen wir die DMM-Hymne: „Unser West, unser Wes-ten hat immer recht/ Und Kamraden es bleibet dabei/ Denn wer kämpft für das Recht, der hat immer recht/ Gegen Osten und Putinerei!“ (zu singen auf die Melodie der SED-Hymne).

Also gehört zu diesem „spontan richtigen Riecher“ unbedingt der binäre Reduktionismus: Es gibt nur zwei Parteien (Westblock gegen Ostblock usw.), und dabei hat unser Block immer 100 Prozent recht, und der Gegenblock 100 Prozent unrecht. Wir legen NATO-Truppen an die russische Grenze: das ist Deeskalation. Putin legt Truppen im eigenen Land an die eigene Grenze: Das ist Eskalation. Usw. Sehr hohe Anforderungen an Intelligenz werden dabei allerdings wohl nicht gestellt.

Nur: Diese Art spontaner Sprachregelung kann mit automatischen Bündnismechanismen zusammen tatsächlich zum „Ausbruch“ eines Weltkriegs führen: Das erklären uns ja gerade andere DMM-Leute aus Anlass des 100. Jahrestags des „Ausbruchs“ des Ersten. Einen Vorteil hat dieser „Medien-GAU“, wie der „Freitag“ zutreffend titelte, allerdings doch: Wir können in dieser Eskalation und ebenso in künftigen, vielleicht noch gefährlicheren, unsere Mainstream-Medien „abhaken“. Sie sind ein „Totalausfall“. Sie werden uns in jede „prowestliche“ Katastrophe hinein“informieren“. Wir sind wie seinerzeit Karl Kraus auf uns selbst verwiesen (und auf einige Nicht-Mainstream-Medien wie den „Freitag“).

ZUSATZ: Anja Böttcher schickt mir im Zusammenhang mit der medialen Produktion eines neuen Schurkenstaatsinteressante Informationen über die Rolle kultureller „Mega-Hits“ der letzten Zeit (Pussy Riot und Femen).

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