„es geht uns nicht um einen sofortigen abzug“. oder: wie aus bösen stasis gute realos werden

7. Okt 2009 / Man hätte es sich doch denken können! Nach dem veritablen Kollaps der Niemals-mit-der-Linken-SPD muss der Linken nach dem erfolgreichen Muster der Grünen jetzt ganz auf die Schnelle jeder noch verbliebene antihegemoniale Zahn gezogen werden, damit sie „regierungsfähig“ wird – und als erstes der antihegemoniale Eckzahn. Was ist dieser Eckzahn? Natürlich die Ablehnung des deutschen Vietnamkrieges in Afghanistan. Denn daran hängt das ganze Prinzip weltweiter militärischer Interventionen der Bundeswehr. Und daran wiederum hängt „unsere“ neue Rolle als Weltmacht („gewachsene Verantwortung“) und führendes Mitglied der G7-Weltjunta. So sagen unsere Medien das natürlich nicht – sie sagen „Politikfähigkeit“, „Regierungsfähigkeit“, NATO-Verpflichtungen und dreimal dreitausendmal „Verantwortung“.

Also: Der Eckzahn muss raus. Meint Bodo Ramelow, beinahe heimlicher Regierungschef von Thüringen. Wem sagt er das? Natürlich der Springerpresse (Welt am Sonntag 4.10.2009). Nun könnte man denken: Landesregierungen haben sowieso nichts über Afghanistan zu entscheiden, warum weicht er da nicht einfach aus? Na weil es eben der Eckzahn ist, und das will die Hegemonie als erstes wissen – das hätte sie sogar von einem Kommunalpolitiker wissen wollen. Also bedient Ramelow beflissen und antwortet: „Uns geht es nicht um einen sofortigen Abzug.“ Da kann sogar das niederländische Parlament einen fast sofortigen Abzug beschließen – die Niederlande sind nun mal kein Mitglied der G7-Weltjunta.

„Wie soll man die neue große Bundestagsfraktion der Linken bändigen, in der viele radikale Leute sitzen?“ fragt die WamS weiter. Antwort: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran.“

Stopp! Wer ist dieses „Wir“? Wer sitzt mitten in diesem „Wir“ als Afghanistan-Spezialisten drin?  Da wird es spannend: Dadrin sitzen „Leute“, die für die Springerpresse ansonsten das schlechthin Böse sind: Alte SED- und (oh Graus!) sogar Stasi-Seilschaften! Das sind aber keineswegs die „radikalen Leute“, von denen die Rede war! Bitte nicht verwechseln! Diese Stasi-Seilschaften sind vielmehr neuerdings „Realos“ – sie sind die unbedingt notwendigen „Realos“, die gebraucht werden, um eine Partei „politikfähig“ zu machen. Damit das Szenario abspulen kann wie bei den Grünen.

Diese „Realos“ der Linken haben auch einen „Vordenker“. Der war bekannter Stasi-Mann und heißt André Brie. Bei einem „Vordenker der Realos“ ist Stasi aber keine Schande, sondern ganz im Gegenteil: Eine sehr gute Sache! Siehe dazu den Artikel „Der Vordenker dachte in die falsche Richtung“ aus der Fatz vom 24.9.2009. Da erfahren wir nicht nur, dass er Stasi war, sondern auch, dass er Lafontaines Forderung nach dem Abzug aus Afghanistan „zu platt“ findet! „Oft reiste er als Afghanistan-Beauftragter des Europaparlaments an den Hindukusch“ – um dort mit der Bundeswehr die junge afghanische Demokratie aufzubauen! Wir verstehen: Es ist ja bei dieser Seilschaft nicht das erstemal: Die verstehen echt was von Afghanistan, die haben ja schon den Krieg der Sowjettruppen gegen die Taliban unterstützt, bis zum Endsieg! Die haben sich ihre Realoehrenmitgliedschaft nun wirklich unter großen Opfern verdient!

Bitte keine Verschwörungstheorie: Ramelow ist schließlich Wessi. Okay, als ob es keine genauso guten Wessi-Realos gäbe (siehe immer wieder die Geschichte der Grünen). Aber in dem „Wir“ haben sich eben Wessirealos und Ossirealos zusammengefunden – und die Ossirealos sind alte SED- und Stasiseilschaften. Ramelows Büro zeigt das im Kleinen: seine Quasi-Chefsekretärin Marion Wallroth war Stasi. Das stört auch in ihrem Fall keine Springerpresse. Q.E.D.

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