(führerstaat d) münchen 2014: wie übersetzt man „lead nation“? was bedeutet ein fußball-symbol für krieg?

3. Feb 2014 / Die drei Reden von Gauck, von der Leyen und Steinmeier auf der Münchner „Sicherheitskonferenz“ (früher: „Wehrkundetagung“) markieren (leider) vermutlich einen historischen Einschnitt in der deutschen Geschichte. Alle drei betonten, dass bisher eine „Kultur der Zurückhaltung“ bei militärischem „Engagement“ geherrscht habe, mit der nun Schluss gemacht werden müsse. Sie dürfe nicht als „Kultur des Heraushaltens“ missverstanden werden (Steinmeier). Und er kodierte das mit dem Kollektivsymbol des Fußballs: „Deutschland ist zu groß, um Weltpolitik nur von der Außenlinie zu kommentieren.“ Schon in Heft 1 der Zeitschrift „Kulturrevolution“ wurde begründet, warum nicht die Verwendung von Kriegs-Symbolen für Fußballspiele („aggressives Pressing“ usw.) ein bedenkliches Symptom ist, sondern die umgekehrte Verwendung von Fußball-Symbolen für Krieg (wie bei Steinmeier).

In früheren Posts wurde ja schon die Frage gestellt, warum von der Leyen, die als „Shen Te“ startete, derartig flott zur Demaskierung des bösen Vetters „Shui Ta“ überging. Gauck kann nun geradezu als die desmaskierte Einheit von Shen Te und Shui Ta betrachtet werden: Als Pastor hat er die passende Suada für den Schluss des brechtschen Dramas: Stimme der Götter. Er fordert für „das beste Deutschland, das wir kennen“ den „Weg zu einer Form der Verantwortung, die wir noch nicht eingeübt haben“. Mit bemerkenswerter Chuzpe zitiert er selbst den Klartext dieser neuen „Verantwortung“, nämlich „mehr zahlen“ und „mehr schießen“. Widerlegt er diese Annahmen? Keineswegs – er sagt bloß: „Es wird Sie nicht überraschen: Ich sehe das anders.“ Aber er dementiert weder Zahlen noch Schießen, sondern begründet die neue „Verantwortung“ (die er auch inhaltlich auf „Schutzverantwortung“, also Interventionsrecht, ausdehnen möchte) so wie Steinmeier mit Deutschlands „Größe“. (Halten wir fest: Deutschland hat gerade mal etwas mehr als 1 Prozent der Weltbevölkerung! Klarer kann man nicht sagen, was für eine „Größe“ gemeint ist: Einzig und allein die Größe des Kapitals. So wimmelt es in den Reden auch davon, wie sehr Deutschland von einer „stabilen“ Weltordnung „profitiere“: Sehr zutreffend.)

Wenn der 13jährige Krieg in Afghanistan „Kommentieren von der Außenlinie“ gewesen sein soll, dann ist klar, was es bedeuten wird, wenn die Bundeswehr künftig als „Profispieler aufs Feld“ („Feld“!) stürmen wird.

Die demaskierte Turbosoldatenmutti spricht fließend Englisch und Französisch – sie redete also Englisch und definierte Deutschland als „Frame work Nation“ und als „Lead Nation“. Das erste heißt in der offiziellen deutschen Version „Rahmennation“ und das zweite „Leitnation“. Das erste wird als ein genuin deutsches Konzept erläutert: Es schlägt vor, innerhalb der NATO oder auch darüber hinaus je konkrete internationale „Gruppen“ zu bilden (z.B. für die kommende Afghanistan-Mission „Resolute Support“) – und jede dieser Gruppen wird geführt von einer „Rahmennation“ – und dazu ist Deutschland bereit. Also ein ähnliches Konzept wie „lead nation“, das allerdings noch weiter geht. Es wäre mit „Führungsnation“ zu übersetzen und hat übrigens ebenfalls eine sportliche Konnotation: „Spitzenreiternation“. Jedenfalls ist „Leitnation“ eindeutig der Versuch, dem brisanten Signifikanten „Führer“ auszuweichen!

All dies ist im Roman „Bangemachen gilt nicht auf der Suche nach der Roten Ruhr-Armee“ (assoverlag Oberhausen) vor-erinnert: „Verantwortung“ (eine Hauptfigur ist der „V-Trager“, d.h. „Verantwortungs-Träger“, zu dessen pfäffischer Stimme sich Gauck gemacht hat), „dritter deutscher Versuch“, „Stabilisierung“, „Afrika-Mission“ der Bundeswehr usw. Die sowohl satirische wie poetische Vorweg-Simulation dieses „Versuchs“ ist der aktuellen Neubestimmung der „deutschen Außen- und Sicherheitspolitik“ auf den Leib geschrieben. Die Lektüre dieses  Polit-Fiction-Romans bietet Energie gegen das Überrollt-Werden, gegen blitzartige Putschversuche wie in München (wo Gauck eindeutig seine Kompetenz als symbolisch-moralische Instanz weit überschritt und sich quasi Entscheidungsmacht wie die Weimarer Präsidenten anmaßte).

GAUCKeLEYEN nein danke.

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