23 Mai kurras und verschwörungstheorie: war springer stasiagent?
23. Mai 2009 /
Dass Kurras Stasi-Kontaktmann war, gibt wirklich zu denken!
Dass die ganze Protestbewegung von 1968 von der Stasi provoziert wurde, ist völlig normal und keinerlei Verschwörungstheorie.
Dass Kurras in Zeiten des KPD-Verbots als Polizist auf eigene Faust und ohne Auftrag des politischen Kommissariats der Berliner Polizei, ja sogar ohne dessen Kenntnis, locker SEW-Mitglied und Stasi-Kontaktmann sein konnte, war völlig normal. Jeder Zweifel daran ist Verschwörungstheorie.
Dass die Justiz in zwei Kurras-Prozessen seinerzeit nicht herauskriegen konnte, was nun die Spatzen von den Dächern pfeifen, nämlich dass der Angeklagte SEW-Mitglied (und insofern selbstverständlich Kontaktmann zu Ostberlin) war, ist völlig normal und keinerlei Verschwörungstheorie.
Dass auch BILD das nicht herauskriegen konnte, ist völlig normal und keinerlei Verschwöungstheorie.
Dass der Osten im Westen mit Kontaktmännern arbeitete, ist völlig normal und keinerlei Verschwörungstheorie – dass der Westen im Osten mit Kontaktmännern arbeitete, ist undenkbar und ist reine Verschwörungstheorie. (Sonst hätte das doch in BILD gestanden!)
Dass es westliche Doppelagenten gab, ist bloß ein Gag von James Bond – in Wirklichkeit ist das undenkbar und reine Verschwörungstheorie. (Sonst hätte das doch in BILD gestanden!)
Dass Kurras ein West-Stasi war, ist völlig normal und keinerlei Verschwörungstheorie – dass er das im Auftrag von West-Diensten gewesen sein könnte, ist undenkbar und reine Verschwörungstheorie – sonst hätte das doch in der BILD-Zeitung gestanden!
Wenn das alles normal ist, wäre es allerdings auch normal, dass der Dutschke-Attentäter Josef Bachmann ebenfalls Stasi-Agent war und dass sogar Axel Springer die ganze Hetze von BILD gegen die Bewegung im Auftrag der Stasi orchestriert haben dürfte. Noch Fragen zu Verschwörungstheorie? („Dann wäre es doch notwendig, außer den Stasiakten endlich auch die Akten der westlichen Dienste öffentlich zugänglich zu machen?“ – Wie kann man bloß eine solch verschwörungstheoretische Idee spinnen: davon distanzieren wir uns entschieden!)
Ja, das gibt alles sehr zu denken!
Und man bekommt die richtige Perspektive auf solche Sachen, wenn man die Vorerinnerung (Bangemachen gilt nicht auf der Suche nach der Roten Ruhr-Armee) ordert und liest. Darin z.B. das Kapitel „Zwillingsgeschichte AOK (= Ausländer-Overkill), prognostische Simulation von 1975 auf 1988“ – dort geht es um Dienste und um ihre Versuche, an der Geschichte herumzufummeln. Dabei wird auch klar, wer die Verschwörungstheoretiker sind und warum sie der Geschichte mit all ihrem Fummeln letztlich nicht beikommen können. Das alles ist satirisch und gibt viel zu lachen. Und nach der Lektüre sieht man unsere Medienwirklichkeit mit anderen, vergnüglich-ernsten Augen.