neues berliner diktat gegen athen: griechenland soll „stöpsel“ der fluchtströme sein

27. Okt 2015 / Wenn einmal die Geschichte des Unternehmens GERMROPA geschrieben wird, wird das Jahr 2015 als Wendepunkt beim „3. Versuch des deutschen Verantwortungs-Trägers“ (wie es in der Vorerinnerung „Bangemachen gilt nicht auf der Suche nach der Roten Ruhr-Armee“ heißt) erinnert werden. 2015 wird das Jahr gewesen sein, in dem der deutsche V-Träger „die Krise kriegt“. Diese Krise tritt als „Flüchtlingskrise“ ins allgemeine Bewusstsein – die „Flüchtlingskrise“ aber wurde als „Griechenlandkrise“ in Berlin gemacht, wie im vorherigen Post erklärt: Berlin musste am 5. September unter flagrantem Bruch der „europäischen Hausordnung“ von Schengen-Dublin seine Grenzen öffnen, weil die Alternative gewesen wäre, 500000 auf der „Balkanroute“ wandernde Menschen mit Gewalt nach Griechenland zurückzuzwingen und dem Land, das gerade von Berlin ins Elend einer Dritten Welt versenkt worden war, zu befehlen: So, jetzt müsst ihr nach den Regeln der „europäischen Hausordnung“ diese 500000 Menschen „managen“. Diese Lage aber war nur dadurch entstanden, dass man die „Flut“ auf der Balkanroute so lange medial ausblenden musste, wie man der Regierung Tsipras I noch nicht das Rückgrat gebrochen hatte, was erst in der langen Nacht vom 12. auf den 13. Juli „gelang“.

Das mit der Rückgratbrechung von Tsipras I verlorene halbe Jahr meldete sich danach als „Flüchtlingskrise“ zu Wort. Die Grenzöffnung vom 5. September war die direkte Konsequenz des Diktats gegen Griechenland. Schäuble und mit ihm Merkel bestanden darauf, an Tsipras I ein Exempel zu statuieren: Keinen Cent Schuldenerlass für diese „Halbstarken“ – die Folge: Jetzt müssen die Milliarden anderswohin rollen – nicht nur in die die Ukraine (die auch ihre Schulden an Russland mit dem Segen Berlins einfach streichen darf), sondern in quasi unbegrenzter Höhe an die Türkei. Keinen Cent für Griechenland – Milliarden für Erdogan.

(Weil es noch immer medial verzerrt wird: Die Milliarden des 3. Spardiktats gegen Athen sind keine „Hilfe“, sondern Kredite, die mit Zinsen zurückzuzahlen sind – es sind einfach erhöhte Schulden, aus denen die EZB ständig Zinsen zieht. Nur eine Schuldenerlass wäre eine Hilfe.)

Aber damit ist der „Stöpsel“ nicht auf der „Flasche“, wie Seehofer es klassisch am 12. September im Spiegel-Interview formulierte – klassisch, weil seiner Formel das Symbol des Flaschengeists aus Tausendundeiner Nacht zugrunde liegt: Sehr passend, dass die klassische arabische und orientalische Geschichte den Berliner Zauberlehrlingen zeigt, dass sie den Stöpsel nicht zuwege bringen werden –

– es sei denn, man macht das bereits ganz und gar versenkte Griechenland nun in einem zweiten Diktat (vom 25. Oktober in Brüssel) doch noch zu diesem „Stöpsel“. Nach dem (erzwungenen) „Konsens“ im „17-Punkte-Plan“ muss Griechenland 50000 bis 60000 Flüchtlinge „managen“ – etwa die Hälfte davon in Privathäusern unterbringen, die übrigen (tatsächlich sind es natürlich viel viel mehr) in 5 „Hot Spots“ auf den Inseln Lesbos, Leros, Chios, Samos, Kos und in zwei Super-Hot-Spots in der Nähe von Athen und in der Nähe der Nordgrenze. Bloß die Schaffung eines Super-Super-Hot-Spots auf dem Athener Olympiagelände mit offiziell 50000 bis 60000 Flüchtlingen (aus denen rasch die doppelte Zahl werden kann, wie man weiß) konnte Tsipras II (der mit dem gebrochenen Rückgrat) abwehren, wie er sagt. Unter Merkels persönlicher Regie wurde in Brüssel allen anderen Ländern der „Balkanroute“ mehr oder weniger deutlich versprochen, sie zu Lasten Griechenlands zu „entlasten“. Flüchtlingsstaatssekretär Mouzalas gesteht, dass er nachts nicht schlafen kann, weil er fürchten muss, dass die „Flut“ nun von Land zu Land rückwärts „strömen“ soll – nach Griechenland.

Also: Das, was nicht einmal die superreiche „Zentralmacht“ Deutschland mehr „schafft“, soll das von diesem Deutschland gerade in die Dritte Welt (Massenarmut, Massenarbeitslosigkeit, Massenverschuldung) versenkte Griechenland „schaffen“. Tsipras II wurde in Brüssel erneut isoliert und erpresst: Parallel zu Brüssel ist die Troika in Athen und sperrt  gerade wieder einmal die Auszahlung einer Kredittranche, weil auch die Regierung Tsipras II die „Reformen verzögert“ habe. Schäubles Folterinstrtumente sind jederzeit reaktivierbar: Man kann auch wieder mit Schließung der Banken und Grexit drohen. Und was fordert die Troika als nächstes? Die „Öffnung“ der eigengenutzten verschuldeten Familienhäuser für Zwangsversteigerungen – in die dann Flüchtlinge zwangseingewiesen werden können? Worauf beruhte die „Effizienz“ der römischen Weltherrschaft? Auf dem Prinzip „divide et impera“ – zu deutsch „teile und herrsche“ – hetze die Beherrschten gegeneinander.

Und die Pointe wäre, wenn der Grexit schließlich doch noch „implementiert“ würde mit der Begründung, dass Griechenland seine Verpflichtungen gegenüber den Flüchtlingen nicht eingehalten habe!

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