norbert bolz kandidiert zum mdmw!

13. Aug 2010 / Norbert Bolz, zu Beginn seiner Karriere auch einmal Beiträger der Zeitschrift „kultuRRevolution“ (heft 8 von februar 1985, 52-55, Titel „der terrorist als held“, über den „kulturrevolutionären diskurs des jungen lukács“), ist seither als postmoderner Medientheoretiker und Verfasser vieler Manifeste hervorgetreten, darunter eines „Konsumistischen“ und eines gegen Rousseau und den Egalitarismus gerichteten. Nun ruft er im „Tagesspiegel“ (13. August 2010) zur Gründung einer neuen Partei auf, die sich mutig als „rechts“ und „rechts von der CDU“ bekennen soll: „Die erste Aufgabe einer anspruchsvollen politischen Rechten wäre, zu sagen, was die Politische Korrektheit der Medienlinken zu sagen verbietet. Mehr noch als Ideen braucht man dazu Mut, denn in der Öffentlichkeit herrscht keine Waffengleichheit. Die Medienlinke hofiert die Linken und denunziert die Rechten. Auf der Kommunistischen Plattform darf man fröhlich tanzen. Aber wehe, wenn man der „Jungen Freiheit“ ein Interview gibt.“ Sein Held solch mutiger Wahrheit ist Thilo Sarrazin, der bekanntlich sofort aus der SPD und der Bundesbank flog, sogar seine Rente verlor und nun am Hungertuch nagen muss, als er den Mut hatte festzustellen, dass Südeinwanderer im Schnitt einen niedrigeren IQ als eingeborene Deutsche hätten und dass folglich Heiraten zwischen hiesigen Einwanderern türkischer Herkunft und „nachgeholten“ Ehepartner/innen verboten werden sollten. Verboten.

Bolz meint, dass solcher Mut gerade in der deutschen Academia viel Zustimmung finde, aber leider nur „hinter vorgehaltener Hand… Du hast ja recht, aber das kann man doch  nicht sagen…“ Diese bekannte Feigheit deutscher Intellektueller, sich als Rechte zu bekennen, könnte daher „nur durch ein Coming-out von Starintellektuellen gebrochen werden.“ Bolz, zweifellos der Typ des Starintellektuellen par excellence, schaut also dem Tod ins Auge und geht mutig voran.

Er hat damit seinen Hut in den Ring geworfen und seine Kandidatur zum MdmW erklärt. Das ist ein Kürzel aus dem Roman „Bangemachen gilt nicht auf der Suche nach der Roten Ruhr-Armee. Eine Vorerinnerung“ (assoverlag Oberhausen). Es lautet: „Mann der mutigen Wahrheit“. Solche MdmW braucht der „V-Träger“ (Verantwortungs-Träger), und zwar möglichst viele, darunter „Turbotuis“ (alias Starintellektuelle) und unter denen wiederum gerade auch „Konverter“ (Konvertiten der 68er Intelligenz). Das alles, und damit auch der Fall Norbert Bolz, ist in dem Roman vorerinnert und wird dort in seinen diskursiven Mechanismen vorweg erzählt, damit man es dann wiedererkennt, wenn es kommt.

Man muss das Manifest im „Tagesspiegel“ zusammen mit einem fast gleichzeitigen Manifest im „focus“ vom 26. Juli 2010 sehen. Dort ruft der „focus“ zu einer deutschen „Tea Party“-Bewegung auf und verspricht einer neuen Rechtspartei auf Anhieb 20% der Stimmen. Als führende Köpfe werden eingeladen (ob mit ihrem Einverständnis ist unklar): Joachim Gauck, Arnulf Baring, Peter Sloterdijk, Wolfgang Clement, Friedrich Merz, Necla Kelek, Thilo Sarrazin und Paul Kirchhof. Diese 8 mit Großfoto. Wie man sieht, nur eine Frau, die aber gleichzeitig als mutige „Migrantin“ (FdmW) für 2 zählt. Das Manifest sieht (kein Witz) den „Kairos“ für eine solche Partei gekommen.

Nun aber die Frage: Und wo ist Norbert Bolz? Keine Sorge, es fehlt nur sein Foto, nicht sein Name („die Philosophen Robert Spaemann, Norbert Bolz und Peter Sloterdijk“). Aber dieses Fehlen des Fotos ist doch fatal: Es zwang den Medienphilosophen offensichtlich dazu, ein eigenes Manifest nachzuschieben und damit seinen Mut zu beweisen, der zugleich (das können wir als Diskurstheoretiker jederzeit bestätigen) als ernsthafte Kandidatur zählt.

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