re: deutsche kriegsweihnacht. angela umbra mortis in kundus erschienen

20. Dez 2010 / „Überschattet“ von einem tragischen Unfalltod mit der Waffe im Kampfgebiet erschien auf dem Bildschirm die wie ein schwarzer Schatten gekleidete Allegorie des Todes inmitten von Weihnachts- und Natogrün – das Ökogrün der grünen heißen Krieger war ebenfalls im geistigen Hintergrund  mit dabei. Die deutsche Kriegsweihnacht, die auf so erschütternde Prototypen zurückblickt, ist wieder da. Und angeblich sind die 70 Prozent im Volk, die den sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan fordern, dennoch „stolz“ auf „unsere Soldaten am Hindukusch“ und sollen dennoch gerührt sein über den Besuch des Todesengels im miltärischen Weihnachtsgrün.

Grund zum Stolz besteht, wie Stephan Löwenstein, einer der neuen deutschen Kriegsberichterstatter, in der FAZ vom 20.12.2010 auf Seite 2 mitteilt: Die Bundeswehr mache „Fortschritte“ und siege wieder (am 15.11.2010 titelte die FAZ: „Der Sieg bei Isa Khel“, und am 17.11.: „Bundeswehr soll weiter Taliban angreifen“). Wie sagte der V-Träger zu den Konvertern in der „Vorerinnerung“ („Bangemachen gilt nicht auf der Suche nach der Roten Ruhr-Armee“): Wenn ich auch früher „Nie wieder Krieg“ gefordert haben sollte, dann habe ich gemeint: Nie wieder verlorener Krieg. Die neue, im Laufe des Jahres 2010 implementierte Offensivstrategie zeitige große Erfolge. „Gerade läuft eine große Operation in der Provinz Baghlan, wo wichtige Straßen zusammenlaufen. […] Die Operation wird unterstützt von amerikanischen und anderen ISAF-Kräften, darunter dem rund 400 Mann starken deutschen Kampfverband („Ausbildungs- und Schutzbataillon“, ASB) […]. Der verunglückte deutsche Soldat gehörte zu diesem ASB.“ – „Inzwischen ist ihr [Angela] nicht nur Achtung, sondern beinahe ein wenig Stolz auf eine Truppe anzumerken, die sich neuerdings nicht nur als einfühlsame Stabilisierer in einem kargen Land erwiesen haben [Grammatik original], sondern auch, von einigen politischen Fesseln befreit und durch die Umstände gezwungen, als durchsetzungskräftige und tapfere Kämpfer.“

Eine von ARD, BBC und ABC durchgeführte Umfrage in den „einfühlsam stabilisierten“ Gebieten Afghanistans ergab allerdings, dass sogar die Bevölkerung im NATO-Propagandabereich zu zwei Dritteln die ISAF ableht und zu 52 Prozent den sofortigen Abzug fordert. Besonders katastrophal war der Schwund an „Zustimmung“ zur Bundeswehr: Er ging seit 2008 von 45 auf jetzt noch 21 Prozent zurück (FAZ und WAZ 7.12.2010). Und das wie gesagt sogar in den „stabilisíerten“ Gebieten! Soviel zum „Fortschrittsbericht“.

Vor etwa einem Jahr haben die Zeitschriften kultuRRevolution, AMOS, DISS-journal, Analyse + Kritik, et cetera ppf u.a. den Appell „Heraus aus der Sackgasse in Afghanistan“ veröffentlicht, der von mehr als hundert Personen unterzeichnet wurde. Dieser Appell unterschied sich von anderen dadurch, dass er den Krieg als einen schmutzigen Anti-Guerillakrieg („Drones ’n Drugs“) kennzeichnete, dessen Speerspitze in Killungsaktionen ohne Prozess und fern von Kampfgebieten durch „Spezialkräfte“ (wie das KSK) gegen „Aufständische“ besteht, die als solche von anonymen IMs denunziert wurden, wobei hohe Anteile von zweifelsfreien Zivilisten (Frauen und Kindern) als „Kollateralschäden“ in Kauf genommen werden (eingestandenermaßen bis zum Verhältnis von 1:6).  Durch Wikileaks ist das als Routine dieses Krieges bestätigt. Auch die Soldaten, die nicht an solchen „Spezialaktionen“ beteiligt sind und die „nur“ mit traditioneller Kriegstaktik Dörfer erobern, sitzen im Boot eines schmutzigen Krieges. Die vielen „Traumatisierungen“ und der große Bedarf an Kriegs-Psychotherapie sprechen eine deutliche Sprache.

Deshalb kann ein Zeichen setzen, wer den Appell jetzt und künftig unterzeichnet.

Deshalb kam unser Appell auch nicht darum herum, den plausibelsten Grund für das sture Festhalten an der Eskalation dieses Krieges durch die Bundesregierung zu nennen: Deutschland als eine der führenden Weltmächte nicht bloß ökonomisch und politisch, sondern auch militärisch zu etablieren. Darin dürfte der eigentliche Grund für den nun ständig betonten „Stolz“ liegen.

Und doch gibt es den „grünen Höhenflug“: Wenn man sich nicht vorstellen kann, dass die grünen Wählerinnen unter Grün das Grün der deutsche Kriegsweihnacht mit allem Drum und Dran verstehen, dann bleibt nur die Erklärung, dass sie die sture Kriegspolitik der Berliner Grünen mit einem vollständigen Blackout „verarbeitet“ haben. Wie lange dieser Blackout wohl noch hält?

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