warum kein beifall für köhlers mutigen beitrag zum „diskurs“ über und zur „normalität“ in a*?

27. Mai 2010 / Alle hegemonialen Parteien einschließlich der Grünen fordern seit Yakob Baj nahezu täglich „Ehrlichkeit“ und „Mut“ im „Diskurs“ über Afghanistan. Man müsse auf dieser Basis der Bevölkerung endlich „überzeugend vermitteln“, warum die  Bundeswehr dort einen blutigen und zunehmend schmutzigen Krieg führt und nicht im Traum an Abzug denkt. Es gehe dort gar nicht, das müsse man heute ehrlich zugeben, um Okzidental-Demokratie und Mädchenschulen, sondern um „unsere gewachsene Verantwortung“ und um eine absolut „notwendige Stabilisierung“.

Offenbar hatte Horst Köhler als oberster politischer Verantwortungs-Träger den (absolut zutreffenden!) Eindruck, dass die Bevölkerung noch etwas genauer wissen möchte, was eigentlich mit „Verantwortung“ und „Stabilität“ gemeint ist. Er entschloß sich also (auf dem Rückflug von Afghanistan) mutig zur Ehrlichkeit und übersetzte „Verantwortung“ und „Stabilität“ fürs Volk ins Konkrete: „Alles das heißt, wir haben Verantwortung“ fing er an, und setzte fort: „ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit““ müsse wissen, „dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen“ usw. 

Statt den Mut zur Ehrlichkeit zu loben, schreien die Führer der Parteien, die den Krieg in A* und gerade noch seine enorme Eskalation beschlossen haben und allen voran der Erz-Konverter (zum Begriff s.u.) Jürgen Trittin, die Bundeswehr führe keine Wirtschaftskriege. Dabei hat Köhler das mögliche kleine Missverständnis sofort klargestellt: In A* führt die Bundeswehr Krieg, „um ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen“ – und für „freie Handelswege“ kämpft die Bundeswehr augenblicklich vor allem am Horn von Afrika. Was ist daran falsch? Trittin hat beide Kriege mit beschlossen!

Wenn Köhlers Partner also undankbar und unfair sind, sollten wir Kriegsgegner Fairness beweisen: Mit „einem Land unserer Größe“ kann Köhler nicht die Bevölkerungszahl gemeint haben: Wie im Appell „Heraus aus der Sackgasse in Afghanistan“ genau quantifiziert wird, bringt Deutschland momentan noch (!) 1,2% der Weltbevölkerung auf und ist damit (noch!) das 16. Land im Ranking (sehr bald wird es stark abrutschen). Also kann Köhler mit „Größe“ nicht die Bevölkerung, sondern nur die Kapitalstärke gemeint haben. Auf dieser Basis sind „wir“ 3.größtes Land der G 7 (oder eigentlich als europäischer Hegemon schon 2.größtes), und niemand weiß das besser als Köhler, der seine Karriere als Kohls „Sherpa“ auf den damaligen G 7-Treffs begann und dann im IWF fortsetzte. Niemand versteht besser als er, wie „unsere Chancen“ (d.h. die Gewinnaussichten unseres Kapitals) von der „Instabilität ganzer Regionen“ negativ beeinflusst werden können. Also dass „im Zweifel, im Notfall“ die Bundeswehr „stabilisieren“ muss – was sie in A* tut.

Mit Köhlers mutigem Statement ist nun auch noch der letzte Punkt des Appells „Heraus aus der Sackgasse in Afghanistan“, der von einigen Friedensfreunden als überzogen eingeschätzt wurde, offiziell: Die Bundeswehr ist dort, weil „ein Land unserer Größe“ (sprich: eine Groß- und Weltmacht) „im Zweifel“ (!!) auch militärisch präsent sein muss, wenn es um die „Stabilisierung ganzer Regionen“ geht. Aus keinem anderen Grunde. Weil er das mutig gesagt hat, kriegt er jetzt Prügel vom Erzkonverter Trittin.

„Erzkonverter“: der Begriff „Konverter“ wird in dem Roman „Bangemachen gilt nicht auf der Suche nach der Roten Ruhr-Armee. Eine Vorerinnerung“ (assoverlag Oberhausen) näher erklärt. (Jürgen Trittin kämpfte einstmals mutig gegen den Marsch der Bundeswehr in die weite Welt und konkret gegen die öffentlichen Gelöbnisse.)

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