die vorerinnerung schenkt ein teleskop, wodurch man sofort das nicht-normale der gegenwart sehen kann, z.b. den deutschen krieg in afghanistan

19. Mai 2009 / Eigentlich sollten die Massenmedien im Normalismus sofort Alarm geben, wenn irgendwo eine Grenze der Normalität überschritten wird. Meistens tun sie das auch, z.B. bei der Bankenkrise. Aber es gibt Denormalisierungen (Verluste von Normalität) von allerhöchster Wichtigkeit, wo unsere Massenmedien aus politischen Gründen absichtlich schlafen und uns sogar höchst unnormale Entwicklungen als „normal“ verkaufen möchten. Z.B. den deutschen Krieg in Afghanistan. Angeblich ist es „normal“,

  • dass die Bundeswehr in schweren Kampfeinsätzen gegen völlig unklar definierte „Extremisten“ und „Aufständische“ routinemäßig Leichen produziert und „Luftunterstützung anfordert“ (gegen Dörfer!);
  • dass Soldaten der Bundeswehr mit Einstellung des Verfahrens rechnen können, wenn sie in Afghanistan tote Frauen und Kinder als Kollateralschäden zurücklassen;
  • dass die Steuerzahler diesen schmutzigen, niemals offiziell erklärten, Krieg täglich mit mindestens circa 2 Mill. Euro und jährlich mit mindestens circa 700 Mill. Euro finanzieren müssen.

Gegen diese bewusste Ausblendung und Augenwischerei hilft es, die „Vorerinnerung“ zu lesen („Bangemachen gilt nicht auf der Suche nach der Roten Ruhr-Armee“, Roman von Jürgen Link; assoverlag Oberhausen), wodurch man auf sowohl vergnügliche wie ernsthafte Weise ein aktualhistorisches Teleskop geschenkt bekommt, um die Ereignisse der Gegenwart, z.B. den deutschen Krieg in Afghanistan, in alternativem Licht sehen zu können.

Zum Beispiel das Kapitel „Zwillingsgeschichte vom UDD aus Afrika (Simulation von 1976-82 auf 1998 plus x)“. UDD heißt: Unbekannter deutscher Deserteur. In der Zukunftssimulation ist ein Bundeswehreinsatz in Afrika, ein „deutsche Vietnam in Afrika“, simuliert, das nun in Afghanistan Wirklichkeit geworden ist. Der Vergleich ist sehr spannend! Die Zukunftssimulationen der „Vorerinnerung“ erweisen sich alle als sehr realistisch – im Unterschied zu manchen unintelligenten und bloß ablenkenden SF-Stories. Den Leserinnen stellen sich dann neue Fragen:

  • Wann wird es einen tatsächlichen „UDD“ (unbekannten deutschen Deserteur) geben?
  • Warum besteht keine Pflicht, dass die finanziellen Lasten der Bundeswehrkriege in aller Welt mindestens monatlich auf Euro und Cent über die Massenmedien publiziert werden? Sollen sogar die Spekulanten zur „Transparenz“ gezwungen werden, nicht aber die Bundeswehr?
  • Warum müssen Kriege nicht mehr offiziell erklärt werden
  • Warum gibt es nicht wenigstens für die allerwichtigste politische Entscheidung, die über Krieg und Frieden, eine Volksabstimmung, durch die sichergestellt wird, dass die Politiker nicht völlig gegen eine demokratische Volksmehrheit in schmutzige Kriege abrutschen?
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