7. Jan 2016 / Heft 69 der Zeitschrift für angewandte Diskurstheorie (kultuRRevolution) hat den Schwerpunkt „Hellas im medialen Zyklopenblick„. Darin sind die Beiträge der Dortmunder Tagung vom 26. Juni 2015 publiziert (Thema: „Wie einäugig ist die deutsche Medienberichterstattung zu Griechenland?“). Es handelt sich um sehr genaue und „belastbare“ Analysen der Talkshows, der Bildzeitung, der FAZ, der SZ u.a. (mit einer Erfassung sämtlicher Talkshows zum Thema Griechenland in der ersten Jahreshälfte 2015). Das Resultat ist eindeutig: Von ehrenhaften Ausnahmen abgesehen, erwiesen sich die großen deutschen Leit- und Mainstreammedien als einäugige „Kopflanger“ (wie Bertolt Brecht solche Intellektuellen nannte) der gnadenlosen Abstrafungs- und Versenkungspolitik der Berliner Regierung und ihrer Brüsseler willigen Claque. Ein zweites, griechisches Auge wurde ganz selten geöffnet. Niemand erklärte, dass die „Rettungsgelder“ einfach für die Gläubiger profitable Verlängerungen und Vergrößerungen der Altschulden sind und dass die griechische Regierung zu einer „Inkassofirma“ für die Gläubiger erpresst werden sollte und dann auch wurde. Niemand öffnete ein Auge zum Vergleich mit der Ukraine: Dort war und ist all das, was für Athen „unmöglich“ ist, durchaus möglich: Schuldenerlass, Moratorium, Neukredite ohne bereits durchgeführte „Reformen“ (d.h. Verelendungsschnitte).
Lesen Sie dazu auch: Für eine faire Berichterstattung über demokratische Entscheidungen in Griechenland, von Jürgen Link. Erschienen in DISS-Journal 29 (2015).